Mittwoch, 22. Oktober 2014, 18 Uhr, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Raum V.1.34 (Vorstufengebäude) ///
Affekte hätten die Tendenz, sich von ihrem ursprünglichen Anlass zu lösen und stattdessen auf scheinbar ganz unpassende Phänomene und Situationen überzugehen, so entdeckt es sowohl der Schweizer Psychiater Eugen Bleuler, wie auch sein Wiener Kollege Sigmund Freud. Was die Psychiatrie, bzw. die Psychoanalyse damit als affektive Störung bei ihren Patienten konstatiert, ist freilich, womit jeder Film operiert: denn auch der Film praktiziert nichts anderes als Affektstörung, wenn mittels scheinbar „unpassender“ filmtechnischer Verfahren Affekte zu erzeugen versucht.
Anhand diverser Filmausschnitte, von so unterschiedlichen Regisseuren wie Charles Chaplin, Hans-Jürgen Syberberg, Michael Powell oder François Truffaut soll nicht nur der prekäre Zusammenhang zwischen filmtechnischem Effekt und psychischem Affekt untersucht werden, sondern zugleich auch, wie die Filmtechnik gleichsam eine neuartige Affekt-Theorie erzwingt. Dabei wird zu fragen sein, ob nicht gerade dort, wo die Filmtechnik sich als Irritation und Störung bemerkbar macht (zB. bei Manipulation der Filmfarbe oder des Tons), dieser Technik eine besonders affizierende Wirkung eignet. Lehrt uns möglicherweise die Filmtechnik, dass der Affekt immer Effekt eines (technischen) Defekts ist?